Die „Bis(s)“-Bücher – Eine Analyse (2)

Nach ungefähr einem Jahr Pause geht es weiter mit Teil 2 meiner ausführlichen Analyse der Twilight-Romane (Teil 1 kann man hier nachlesen, Teil 3 wiederum hier). Dieses Mal gehe ich näher auf die Mythologie und die Struktur der Romane ein. Ein dritter Teil wird noch folgen, welcher sich dann mit den Figuren und der Moral der gesamten Geschichte befassen wird. Diese wird … ah … puh … irgendwann mal kommen. Aber nun erst einmal viel Vergnügen mit Teil 2:

II. MYTHOLOGIE UND STRUKTUR

In einem Interview erzählte Stephenie Meyer einmal, dass sie eigentlich nie vorgehabt hatte Romane zu schreiben. Leider Gottes merkt man das beim Lesen der Bücher auch. Die Theorie des Geschichtenerzählens scheint ihr zumindest nicht wirklich vertraut, denn bereits die Struktur der Bücher ist eher missraten. Es gibt in jedem Buch lange Phasen, in denen nicht wirklich viel passiert. Antagonisten werden nicht vernünftig eingeführt, wirkliche Spannung nur selten (eher nie) aufgebaut. In dieser Hinsicht machen die Filme sogar einiges richtiger. Aber dazu komme ich noch später (was bei meinem bisherigen Veröffentlichungsrhytmus dieser Analyse bedeutet: viel, viel später).

Stephenie Meyer wurde durch einen Traum zu „Twilight“ inspiriert. Ein Traum von einem wunderschönen Vampir, der sich auf einer einsamen Lichtung mit seiner durchschnittlichen Menschenfreundin trifft, um mit ihr über ihre Beziehungsprobleme zu reden. Dieser Traum war offenbar so außergewöhnlich, dass Stephenie Meyer beschloss, diesen in einen Roman umzuarbeiten. Nachvollziehbar … ein Vampir, der sich in eine Menschenfrau verliebt. Das gab’s noch nie! Also … ähm … wäre da nicht „Buffy“. Oder eine andere unbedeutende Vampirgeschichte … „Dracula“. Meine Güte … selbst „Vampire Diaries“, welches ich für einen müden Twilight-Abklatsch hielt, erschien in Romanform VOR den „Bis(s)“-Büchern.

Bella und Edward sind allerdings bei weitem leidenschaftlicher (erkennbar an der krampfhaften Umklammerung)

Ideenraub kann man ihr jedoch nicht wirklich vowerfen. Nicht nur deswegen, weil „Vampir liebt Mädchen“ weniger eine Idee, sondern vielmehr ein Klischee ist … nein … es ist einfach unwahrscheinliich, dass Stephenie Meyer auch nur eines der von mir genannten Beispiele kannte. Denn laut eigener Aussage hat sie vor der Niederschrift ihres Romanes niemals einen Gruselfilm gesehen und auch kaum einen Gruselroman gelesen. Die Quelle ihre Vampirwissens ist Halloween. Also nicht der Film … das Fest. Gut … das könnte nun natürlich alles PR-Gewäsch sein, aber die Romane beweisen uns das Gegenteil. Hier kannte sich jemand wirklich nicht mit den Standardhorrormythen aus.

Halb so wild. Man kann ja auch recherchieren. Also zumindest theoretisch. Eigenen Aussagen zufolge tat sie dies jedoch nicht. Viel spannender sei es nämlich eine eigene Mythologie zu erschaffen, so Stephenie Meyer. Denn dann kann man machen, was man will. Prinzipiell ist das natürlich richtig … aber es ist wirklich so einfach?

II.1 DIE TWILIGHT – MYTHOLOGIE

Eine eigene Mythologie gibt einem natürlich Freiheiten. Es ist jedoch wichtig, dass diese Mytholgie auch in sich stimmig und logisch ist. Das trifft hier allerdings nicht zu. Mehr wie einmal wird deutlich, dass Stephenie Meyer sich die Dinge so zurecht biegt, wie sie sie gerade braucht. Vieles wirkt nicht richtig durchdacht. Ich werde dies an drei Beispielen durchexerzieren:

II.1.i DIE VAMPIRFÄHIGKEITEN

Warum habe manche Vampire Fähigkeiten und andere nicht? Wodurch werden diese bedingt? Wieso ist Bella gegen manche immun und gegen andere nicht? Nun … auf einige dieser Fragen versuchen die Bücher Antworten zu geben. Aber aus diesen ergeben sich dann teilweise direkt wieder neue Fragen.

Beispielsweise spekulieren die Cullens, dass Bella gegen alle geistigen Fähigkeiten immun ist. Aber warum kann Alice trotzdem ihre Zukunft vorhersehen? Oder fallen Zukunftsvisionen nicht unter die Kategorie „GEISTIG“? Und warum konnte die kleine Volturi-Vampirschlächterin Jane ihr dann keine Schmerzen zufügen? Schmerzen sind doch an sich eher physischer Natur. Doch wir erfahren: Janes Schmerzen sind nur Illusionen und daher natürlich auch geistiger Natur. Gut … vorher wird das nie erwähnt, aber wahrscheinlich ergab sich einfach nie die Gelegenheit dazu. Aber wieso hat Bella überhaupt diese Fähigkeit? Die Vampire haben zwar teilweise auch besondere Fähigkeiten, aber Bella ist doch ein Mensch.

Es gibt einen halbherzigen Ansatz, der uns erklärt, dass die Vampire ihre Fähigkeiten bereits als Menschen in schwächerer Form hatten. Bella hat bereits als Mensch Abwehrfähigkeiten und Alice hatte bereits als Mensch Visionen. Soweit so gut. Auftritt Benjamin: Benjamin ist ein Vampir, der im vierten Band seinen ersten Auftritt hat. Und Benjamin beherrscht die Elemente. Wasser, Erde, Luft und Feuer gehorchen seinen Befehlen. Wooooaw … was konnte Benjamin wohl als Mensch? Der Erklärungsansatz bleibt konsequent … sprich: er hatte bereits seine Vampirfähigkeit, nur in abgeschwächter Form. Er konnte Feuer manipulieren und trat damit in einem Wanderzirkus auf. Tja … hm … heißt das jetzt, dass es in der Twilight-Welt magisch begabte Menschen gibt? Hexen und Zauberer sozusagen? Ich mein … Abwehrfähigkeiten, von denen man gar nichts merken würde, wenn man nicht gerade mit Vampiren zu tun hat, sind nicht per se magisch. Auch Visionen kann man zur Not mit einer ausreichenden Drogendosierung erklären. Aber die Manipulation von Feuer? Das hat schon einen magischen Touch. Es spricht also einiges für Hexen und Zauberer. Erwähnt werden diese namentlich allerdings nie.

II.1.ii DAS GLITZERN

An und für sich ist das vielverlachte Glitzern der Vampire eine gar nichtmal so schlechte Idee. In den Büchern wird das Glitzern allerdings auch nicht einfach als Glitzern beschrieben. Eigentlich ist dieses nur eine Methode die Beute zum Raubtier zu locken. Und wie funktioniert das? Ganz einfach: wenn Vampire ins Sonnenlicht treten, wirken sie auf Menschen mit einem Schlag noch einmal um vieles attraktiver und geradezu unwiderstehlich … beeeeeinahe so als würden sie glitzern. Es sieht in den Filmen zwar dämlich aus, aber der Gedanke dahinter ist nicht einmal unoriginell.

Rrrrr…sexy!

Abgesehen von dieser Erklärung im ersten Band (verbunden mit einem langen Absatz darüber, dass Edward im Sonnenlicht NOCH besser aussieht, astral schön ist usw.) wird leider nicht wirklich viel aus der Idee gemacht. Die bösen Vampire setzen diese Fähigkeit innerhalb der Bücher zumindest nie zur Jagd ein. Nicht einmal James, der Bösewicht aus dem ersten Band, nutzt diese Fähigkeit um sich Bella gefügiger zu machen. Es ist als hätte sich Frau Meyer gedacht: „Hey … das ist aber mal eine lustige Idee … das baue ich ein“ … und es dabei dann auch belassen. Es wird mir auch ein ewiges Rätsel bleiben wieviel Sonnenlicht nötig ist, um den Glitzereffekt auszulösen, denn bekanntermaßen laufen die Vampire auch tagsüber in Forks herum. Bella erwähnt im ersten Band zwar, dass Forks die wolkigste Stadt Amerikas sei, aber heißt das wirklich, dass es 365 Tage im Jahr dunkel ist? Warum ziehen die Vampire nicht einfach nach Finnland? Da ist es das halbe Jahr über wirklich dunkel und es gibt kaum Menschen, die sich an ihnen stören könnten. Und was machen die Cullens, wenn sich ein Loch in den Wolken auftut und sie unerwartet der Sonne ausgesetzt werden? Schnell schreiend weglaufen? Lustig wäre das allemal …

II.1.iii DIE WERWÖLFE

Es ist recht offensichtlich, dass Stephenie Meyer nicht nur Vampire fremd waren. Auch Werwölfe kannte sie wohl allerhöchstens namentlich. Denn die Werwölfe in Twilight sind … naja … Menschen, die sich in Wölfe verwandeln. Vollmond? Silberkugeln? Übertragung des Fluchs? Was ist das? Stattdessen bekommen wir ein Rudel Halbwüchsiger, die telepathisch in Verbindung stehen und dem Leitwolf auf Gedeih und Verderben folgen müssen. Der Rudelgedanke ist zwar ansatzweise hündisch … aber mit dem klassischen Werwolf hat das nicht übermäßig viel zu tun (und ist – wie wir später noch sehen werden – gleichezeitig auch vollkommen unlogisch und inkonsequent).

Im dritten Band bekommt das Wolfsrudel auch eine eigene Mythologie. Ganz lose basiert diese auf der Entstehungsgeschichte des realen Indianerstammes der Quileute (zu denen auch Jacob gehört). In der tatsächlichen Qui-Schöpfungsgeschichte werden zwei Wölfe in Menschen verwandelt, um das Land zu besiedeln. Die Mythologie der Twilight-Werwölfe unterscheidet sich dann aber doch in … äh … entscheidenden Punkten.

Knapp zusammengefasst ist es so, dass sich ein Vorfahr Jacobs in einen Wolf verwandelt hat, um seinen Stamm vor einen Vampirangriff zu schützen. Fortan wurde diese Fähigkeit vererbt, damit der Stamm für alle Zeit sicher vor Vampiren ist. Es wird nicht wirklich klar, warum Jacobs Vorfahren die Fähigkeit entwickelt haben sich in große Wölfe zu verwandeln. Man erfährt zwar, dass Qui-Urväter Seelenwanderer waren, aber naja … ein wenig verwirrt es mich schon, dass nur die Quileute in La Push diese Fähigkeit entwickelt haben, die Apachen oder Sioux jedoch offensichtlich nicht. Ja … natürlich ist Twilight eine fiktive Geschichte (auch wenn es nicht nur die Quileute, sondern auch den Ort Forks und das Reservat La Push wirklich gibt), aber selbst in der Welt von Twilight scheinen sie einzigartig zu sein. Und die Werwolfmythologie ist in den Büchern ja keine Legende (in einer solchen würde ich rätselhafte Verwandlungen akzeptieren), sondern eine Tatsache. Das Wolfsrudel ist der lebende Beweis dafür.

Wahrscheinlich ist nur konsequent, dass wir dann auf den letzten paar Seiten des letzten Bandes erfahren, dass die Twilight-Werwölfe gar keine Werwölfe sind, sondern „nur“ Gestaltwandler. Dass sie die Wolfsform gewählt haben, ist reiner Zufall … genauso gut hätten sie die Gestält von Bären, Pumas oder Motten wählen können. Und an dieser Stelle wird es dann auch etwas seltsam, dass die Gemeinschaft der Gestaltwandler wie ein Wolfsrudel funktioniert. Hätte Jacobs Vorfahr sich in einen Puma verwandelt … wären die Beschützer der Quileute dann alle arrogante Einzelgänger? Im übrigen gibt es in der Twilight-Welt auch echte Werwölfe … diese wurden allerdings fast vollständig von den Vampiren ausgerottet.

Ich rätsele selbst jetzt noch, warum Stephenie Meyer den Lesern so kurz vor Schluss vor den Latz knallt, dass die Werwölfe „nur“ Gestaltwandler sind. Vielleicht soll damit die Freundschaft der edlen weißen Vampire mit den wilden Werwölfen gerechtfertigt werden. Schließlich sind diese gar keine echten wilden India … äh … Werwölfe. sondern zivilisierte India … äh … Gestaltwandler. Okay … zugegeben … das ist dann vermutlich doch ein wenig arg weit hergeholt.

Viel wahrscheinlicher ist ein anderes Szenario: Irgendwann muss irgendjemand Stephenie Meyer verraten haben, was ein Werwolf eigentlich ist. „Oooops … peinlich“, dachte sie sich da wohl und baute kurz vor knapp noch diese hanebücherne und vollkommen unnötige Erklärung ein (warum sie jedoch weiterhin den Vampirmythos vergewaltig, bleibt rätselhaft). Als Bella berechtigterweise fragt, warum Edward ihr das nie erzählt hat, antwortet dieser ihr übrigens: „Du hast nie gefragt.“

Echt?

Damit müssen wir uns zufrieden geben? Es wird so oft über die Werwölfe geredet und Edward hielt es nie für Nötig das mal zu erwähnen? Und sei es nur als amüsante kleine Randbemerkung? Gewußt hat er es nämlich offenbar schon ziemlich lange.

Ein Gutes hat das Ganze allerdings: Wenn es in der Twilight-Welt echte Werwölfe gibt, gibt es iiiirgendwo vielleicht auch noch echte Vampire!

Links: Großer Hund / Rechts: Werwolf
… man hätte wohl merken können, dass da etwas nicht stimmt

Man mag das alles jetzt als Erbsenzählerei abtun und hätte damit auch recht. Aber diese ganze Umstimmigkeiten sind zugleich ein Zeichen dafür, dass sich jemand nicht wirklich Gedanken gemacht hat. Vieles ist nur vage oder schwammig formuliert. Und ich habe dafür sogar Verständnis, da ich es selbst vom Drehbuchschreiben kenne. Man kommt immer wieder an einen Punkt in der Handlung, bei der man nicht so genau weiß wie die Dinge, die man sich da ausgedacht hat, überhaupt funktionieren. Der einfache Weg aus dem Dilemma (den ich durchaus auch schon gerne gewählt habe): die Formulierungen schwammig nebulös halten und den Eindruck erwecken, dass die Dinge schlicht und ergreifend ziemlich mysteriös sind … in der Hoffnung, dass nie jemand nachfragt, was genau denn jetzt dahinter steckt.

Über eine undurchsichtige Mythologie kann man natürlich problemlos hinwegsehen. Bei einer guten Geschichte geht man mit einem Achselzucken darüber hinweg und macht sich einfach keine größeren Gedanken darüber. Man frisst die kleineren Unstimmigkeiten, dehnt die Suspension of Disbelief ein wenig weiter und erfreut sich an der Geschichte. Jedoch … bei Twilight liegt der Hund (oder meinetwegen auch der Werwolf) allerdings noch bei weitem tiefer begraben.

II.2 DER AUFBAU DER VIER ROMANE

Die Inhaltsangabe aus dem ersten Teil der Analyse lässt es eventuell bereits erahnen … strukturell sind die „Twilight“-Romane nicht unbedingt rundum gelungen. In einem Interview sagte Stephenie Meyer, dass sie eigentlich nie vorgehabt hatte Romane zu schreiben und leider Gottes merkt man das beim Lesen der Bücher auch: jeder der vier Romane hat seine Probleme im Aufbau. Und auf diese werde ich nun ein wenig genauer eingehen.

II.2.i BIS(S) ZUM MORGENGRAUEN (TWILIGHT)

twilight

Das größte strukturelle Problem des ersten Teiles habe ich bereits in der Inhaltsangabe angesprochen. Spannungselement der Geschichte ist streng genommen das großes Geheimnis, dass die Cullens keine Menschen, sondern Vampire sind und das damit verbundene Kennenlernen der Vampirkultur. Die Enthüllung dieses Mysteriums dürfte mittlerweile allerdings niemanden mehr überraschen.  Ich kann mir jedoch auch nicht wirklich vorstellen, dass ein unbedarfter Leser der ersten Stunde mit offenem Mund vor dem Buch saß und gedacht hat: „Holla die Waldfee … damit hätte ich jetzt ja nie im Leben gerechnet!“

Die Frage, was hinter Edwards seltsamen Verhalten steckt, sorgt also nicht wirklich dafür, dass man mit Spannung erfüllt die Worte in sich aufsaugt. Im Gegenteil. Man hofft eher, dass Bella mal langsam auf des Rätsels Lösung kommt, damit die Handlung endlich ein wenig in Gang kommt. Nach einigen seltsamen Begebenheiten helfen ihr Jacob, der ihr einige Gerüchte über die Cullens und eine Stammesgeschichte über Blutsauger erzählt, und eine kurze Recherche im Internet schließlich auf die Sprünge. Und da Edward, mit Bellas Vermutung konfrontiert, erst gar nicht versucht zu leugnen, dass er ein Vampir ist, wäre damit das große Rätsel dann auch nach 200 der 500 Seiten des Buches endlich gelöst.

Nun folgt das obligatorische Kennenlernen der Vampire. Die Cullens werden uns im Einzelnen vorgestellt, ihre Geschichte ein wenig näher beleuchtet, ihre ungewöhnliche Ernährungsweise offenbart, das Glitzern und die Tatsache, dass Vampire sehr schnell rennen können, vorgestellt … alles in allem also ein großer Expositionsblock, der mit einem Baseballspiel im Wald endet. Diese Exposition wird uns nicht einmal sonderlich plump präsentiert. Bella weiß nicht wirklich viel über Vampire und dem Leser geht es genauso. Na gut … der Leser weiß eventuell einiges über Vampire (im Gegensatz zu Frau Meyers), aber der Twilight-Vampir an sich entspricht ja nicht unbedingt in allen Belangen dem Bild eines durchschnittlichen Vampires.

Je dünner der verbleibende Rest an Seiten wird, desto bewußter wird einem allerdings, dass streng genommen die ganze Zeit über nicht wirklich viel passiert. Es fehlt schlicht und ergreifend an einer wirklich Bedrohung, es gibt keinen Konflikt. Nichts. Vor dem Lesen hatte ich ja (mehr oder weniger klischeegerecht) damit gerechnet, dass einer der Brüder Edwards eventuell von deren Beziehung nicht begeistert sein könnte bzw. eventuell sogar noch ein klassischer Menschenblutsauger sein könnte und es an dieser Stelle zu einem großen familieninternen Konflikt kommen könnte, aber nein … die größte Gefahr, die in der Zukunft lauert, scheint der Schulball zu sein. Natürlich erwähnen die Cullens, dass es nicht nur vegetarische Vampire gibt und Edward betont immer wieder, dass selbst er für Bella eine Gefahr ist … aber all das wirkt ähnlich bedrohlich als hätte er ihr offenbart, dass er einen Fußfetisch hätte. Es hinterlässt ein vage unangenehmes Gefühl, aber nichts, was einem unbedingt gefährlich werden könnte. Sogar das Kinderbuch „Der kleine Vampir“ ist besser darin, eine fühlbar bedrohliche Atmosphäre zu kreiieren.

Stattdessen tauchen während des Baseballspiels plötzlich drei uns fremde Vampire auf: James, der Anführer der Gruppe, Victoria, dessen Gefährtin und Laurent, der … hm … naja … auch noch irgendwie mit dabei ist. James mimt den Wortführer der Gruppe und erhascht ein Näschen von Bellas Duft, wodurch es beinahe zum Kampf kommt. Doch da die Cullens in der Überzahl sind, trennen die Gruppen sich schließlich friedlich. Dabei ist interessant zu beobachten, dass neben James nur Laurent noch etwas mehr Profil bekommt (er ist der friedlichste der Gruppe und sogar an der Lebensweise der Cullens interessiert). Victoria hingegen bleibt uns vollkommen fremd. Sie sagt kein Wort und taucht danach nur noch in Gesprächen auf. Man könnte an sich vollkommen vergessen, dass sie überhaupt in dem Buch vorgekommen ist. Wenn … tja … wenn sie nicht der Quasi-Erzbösewicht der nächsten beiden Bücher werden würde. Aber dazu später mehr.

Über den nun folgenden Inhalt möchte ich jetzt nicht allzu viele Worte verlieren, das habe ich ja bereits in Teil 1 dieser Analyse. Alles in allem bleibt das Finale jedoch eher unaufgeregt. Bella flieht gemeinsam mit Alice und Jasper nach Chicago, lässt sich jedoch von James in die (ziemlich offensichtliche) Falle locken, wird letztens Endes dann aber doch noch von den Cullens gerettet. Das alles macht einen relativ kleinen Teil des Buches aus und trotzdem gelingt dem Finale das Kunststück etwas … hm … langatmig zu wirken. Zum einen liegt das mit Sicherheit daran, dass nur wenig Überraschendes passiert, zum anderen hängt es aber wahrscheinlich auch damit zusammen, dass ein Großteil der Seiten mit Diskussionen und Bellas Gedanken (die sich auch auf der Flucht zu einem beachtlichen Teil um Edward drehen) gefüllt sind. Wirklicher Aktionismus bricht auch hier nicht aus.

Alles in allem werde ich den Verdacht nicht los, dass „Twilight“ ursprünglich nach dem Expositionsblock einfach mit dem Schulball hätte enden sollen. Ich habe für diese Vermutung zwar keinen Beleg gefunden, aber das plötzliche Auftauchen der bösen Vampirnomaden während des Baseballspiels ist schlicht und ergreifend unelegant (der Film macht das übrigens etwas besser). Es ist ein plump ans Ende getackerter Klimax, der nicht im Geringsten vorbereitet wird. Mit einem Mal ist die Bedrohung da … und eigentlich auch gleich wieder weg. Dieser plötzliche und vollkommen unvorbereitete „Spannungshöhepunkt“ ist mit Sicherheit die größte strukturelle Schwäche des ersten Bandes. Davon abgesehen ist der Aufbau des Buches streng genommen sogar ganz in Ordnung. Es ist zwar alles dezent langweilig und es mangelt an echten Konflikten und wirklichen Antagonisten, aber ansonsten …. wir bekommen die wichtigstens Figuren vorgestellt (ob wir sie mögen, ist eine andere Frage) und der Handlungsort und die Mythologie werden uns ebenfalls näher gebracht (ob wir diese toll finden, ist ebenfalls eine andere Frage).

II.2.ii BIS(S) ZUR MITTAGSSTUNDE (NEW MOON)

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TWILIGHT war also als Roman nicht vollkommen überzeugend, aber es war ja auch ein Erstlingswerk. Mit steigender Erfahrung kann ein Autor schließlich auch wachsen, sich vielleicht auch ein wenig Theorie über das Erzählen einer Geschichte aneignen. Ich möchte jetzt nicht wirklich vorgreifen, aber … naja … NEW MOON ist gegenüber TWILIGHT eher ein Rückschritt. Ein deutliches Zeichen dafür: meine Lektüre des ersten Bandes liegt ein gutes Stück weiter zurück wie die des zweiten, jedoch fällt es mir schwerer mich an den Inhalt von NEW MOON zu erinnern. Prinzipiell passiert zwar etwas mehr wie noch in Band 1, aber rein strukturell ist der Großteil des Buches eine schier endlose Heultirade von Bella … mit einem relativ stimmungsvollen Finale. Dieses kommt jedoch, wie bereits in Band 1, eher überstürzt und wird auch vergleichsweise schnell abgehandelt.

NEW MOON ist der Twilight-Band, der quasi komplett ohne Vampire auskommt, da die Cullens sich ja bereits relativ zu Beginn fluchtartig aus der Handlung verabschieden. Dafür gibt es aber Werwölfe (beides auf einmal wollte man uns offenbar dann doch nicht direkt zumuten). Das große Mysterium in diesem Band hat folgerichtig auch nichts mit Vampiren zu tun. Es ist die Frage, welches Geheimnis die Quileute und die seltsame Veränderung, die Jacob durchläuft, umgibt. Parallel zu Band 1, kann ich mir allerdings auch hier nicht vorstellen, dass selbst beim jungfräulichen Lesen (womit ich nicht darauf anspielen möchte, dass ein Großteil der Leserinnen noch Jungfrauen sein dürften) auch nur irgendjemand von dem phänomenalen Werwolf-Storytwist sonderlich überrascht war. Ähm … ich meine natürlich Gestaltwandler-Storytwist. Sorry.

Selbst wenn nicht über den ganzen Roman verteilt immer wieder Hinweise auf Wölfe fallen würden … die Legenden der Quileute, geheimnisvolle Wolfsangriffe … schon der Originaltitel NEW MOON hämmert einem die Thematik direkt in Gesicht. Es stellt sich also ein ähnlicher Effekt ein wie schon bei Band 1. Anstatt fieberhaft zu rätseln, was denn nun hinter den geheimnisvollen Wolfsattacken steckt und warum mehr und mehr Freunde von Jacob sich Sams Bande anschließen, hofft man nur, dass Bella eeeendlich selbst drauf kommt und der interessante Teil losgehen kann.

Dieser lässt jedoch auch nach dem Werwolfouting auf sich warten. Nur eine grundlegende Sache ändert sich: der einzige bis dato halbwegs sympathische Character, Jacob, wandelt sich zum Arschloch (auf die Tatsache, dass die drei Hauptfiguren – Bella, Edward und Jacob – allesamt Unsympathen sind, komme ich dann noch einmal im nächsten Teil genauer zu sprechen). Für mich war bis diesem Zeitpunkt nur eine Frage wirklich spannend: auch wenn Jacob ein gutes Stück jünger ist wie Bella … warum zum Teufel hängt sie so an diesem schrecklichen selbstbezogenen Kontrollfreak Edward und entscheidet sich nicht für den eigentlich recht netten Jacob, mit dem sie deutlich mehr verbindet? Und ja … ich höre die Twilight-Fans bereits aufschreien: „Wooooas??? Edward ist doch nicht selbstbezogen!! Der würde alles für seine Bella tun! Sie um jeden Preis beschützen!! Sich selbst opfern!!!“ Ich sage: „Alles Quatsch. Der Junge ist ein unfassbarer Egozentriker, der sich kein bißchen für den Menschen Bella interessiert.“ Quasi das männliche Gegenstück zu Bella (in der Hinsicht passen sie eigentlich ganz gut zusammen). Aber wie gesagt … dazu dann das nächste Mal mehr.

Vielleicht liegt es auch daran, dass NEW MOON keinerlei Antagonisten hat, dass einem die Figuren zunehmend unsympathischer werden. Es gibt natürlich Victoria, die Gefährtin des Buch1-Bösewichtes James. Diese möchte sich rächen und die Werwölfe sind auch das halbe Buch über damit beschäftigt sie zu jagen … doch wirklich in Erscheinung treten tut sie nicht. Als Bedrohung spürbar? Kein bißchen. Victoria ist in NEW MOON so unscheinbar vertreten, dass ich beinahe schon davon ausgegangen bin, dass sie überhaupt nicht in der näheren Umgebung von Forks unterwegs ist und die Wölfe nur einem Phantom hinterher jagen. Und da hilft es auch nicht, dass sie einen der Quileute umbringt. Da man nur in Erzählungen von dieser Schandtat erfährt, könnte er auch genauso gut gestolpert und unglücklich gestürzt sein.

Erst mit Auftauchen der Volturi, einer alten italienischen Vampirfamilie, wird das Buch dann halbwegs atmosphärisch. Die Volturis sind zwar nur ein wilder Mischmasch aus Vampirklischées und der obskuren Twilight-Logik, aber hey … zumindest benehmen sie sich halbwegs wie klassische Blutsauger. Ein bißchen untergraben wird das vielleicht nur dadurch, dass sie trotz großer Worte dann im Endeffekt doch keinem unserer Hauptcharaktere ernsthaft etwas zu Leide tun. Ein wiederkehrendes Thema, wie wir noch sehen werden.

Nur … das Finale in Italien nimmer erneut einen relativ kleinen Teil des Buches ein und einen (gefühlten) großen Teil davon begleiten wir Bella und Alice nur dabei wie sie nach Italien reisen, um dann Edward davon abzuhalten einen Schritt in die Sonne zu gehen. Spannung? Gnaaah. Mir ist zwar bewußt, dass es spannend gedacht ist, aber naja … mir persönlich hat es nicht unbedingt den Atem verschlagen. Möglicherweise gehöre ich jedoch einfach nicht genug zur eigentlichen Zielgruppe. All das entschuldigt allerdings auch nicht , dass die restlichen 80 % des Buches aus nicht enden wollendem Gejammer bestehen, in deren Verlauf sich der einzig sympathische Charakter in ein Arschloch wandelt.

II.2.iii BIS(S) ZUM ABENDROT (ECLIPSE)

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Puh … das wird schon wieder verflucht lang, weshalb ich versuchen werden, ein wenig auf’s Gas zu treten. Im Endeffekt gilt für Band 3 sowieso das gleiche wie auch bereits für die anderen Bücher der Reihe. Viel zu lange passiert nicht wirklich viel … und dann kommt es zum Finale. Das wir nur teilweise mitbekommen. Ach ja …. und alle Hauptcharakter wandeln sich nun endgültig zu Unsympathen. Um es kurz zu halten, ist es wahrscheinlich einfacher, wenn ich mich auf die Dinge konzentriere, die ECLIPSE besser macht wie seine Vorgänger.

So muss man positiv hervorheben, dass es zum ersten Mal zumindest den Versuch eines Spannungsaufbaus gibt, prinzipiell hat man das Gefühl das etwas mehr passiert. Das Finale kommt auch nicht aus heiterem Himmel, der Klimax ergibt sich klar aus der Handlung. Ansonsten … hm … nee … ich glaube, das war es.

Bereits die ersten beiden Bände litten ein wenig darunter, dass man immer alles stur aus Bellas Augen erlebt. In NEW MOON zeigt sich aber endgültig, dass es es manchmal besser wäre, diese starre Struktur zu verlassen. Ein Beispiel: die „David Hunter“-Romane von Simon Beckett sind mit Sicherheit auch keine große Literatur und bedienen sich selbstverständlich eines vollkommen anderen Genres (Krimi), sie lassen sich allerdings trotzdem ganz gut als Vergleich heranziehen, da auch diese aus der Egoperspektive erzählt sind. Der wichtige Unterschied: gelegentlich verlassen wir diese. In einzelnen Kapiteln erfährt der Leser, was der Mörder (und/oder das nächste potentielle Opfer) gerade macht. Das ist immens wichtig für den Spannungsaufbau, es schafft eine gewisse Dringlichkeit, bringt uns den Bösewicht und die Gefahr, die von diesem ausgeht, näher.

Aber zurück zu Twilight: Hier habe ich das Gefühl, um den besseren, spektakuläreren Endkampf betrogen worden zu sein. Selbstverständlich ist es wichtig, dass wir die (ähm…lang erwartete?) Konfrontation zwischen Edward, Bella und Victoria miterleben, aber verdammt nochmal … ein paar Meilen entfernt kämpfen gerade ein Haufen Vampire gegen einige riesige Werwölfe. Aber okay … das Bella / Edward / Jacob – Liebesdreieck, welches wir vor dem eigentlich Kampf geboten bekommen, entschädigt natürlich für alles. Und sei es nur um mal wieder mitzubekommen wie Bella Egozentrik und Selbstbezogenheit als Mitgefühl tarnt (aber auch dazu ein ander Mal mehr … ei … ich freu mich ja schon fast darauf die Figuren in der Luft zu zerfe … äh … zu analysieren natürlich). Absolut antiklimatisch (und dennoch eine kurze Erwähnung wert) ist allerdings das Auftauchen der Volturi nach den großen und kleinen Kämpfen (ich habe es bereits in der Inhaltsangabe kurz angesprochen).

Ein guter Punkt, um mit diesem Band abzuschließen. Victoria ist tot, Bella immer noch kein Vampir, Edward glücklich, weil Bella seinen Heiratsantrag angenommen hat und Jacob dementsprechend pissed. Das Schlimmste an diesem Band sind definitiv die Charaktere, die Handlung ist (wenn man Twilight-Standards als Massstab nimmt) zumindest kein Totalausfall.

II.2.iii BIS(S) ZUM ENDE DER NACHT (BREAKING DAWN)

 

twilight4_coverFinally … das große Ende der Twilight-Saga. Und mit etwas Glück veröffentliche ich diesen Teil der Analyse sogar noch bevor der zweite Teil der Verfilmung des vierten Teiles in den deutschen Kinos startet (Edit: hm … ich habe gerade entdeckt, dass dieser erst am 22. November startet … da sieht man’s wieder: wenn man sich seine Deadline nur großzügig genug setzt, kann man diese sogar einhalten!).

Ich beginne mal wieder beim Positiven: Zwischenzeitlich hat mich „Breaking Dawn“ (zumindest phasenweise) durchaus ein wenig unterhalten. Der Persepktivenwechsel gegen Mitte des Buches zu Jacob ist ganz erfrischend (allerdings entpuppt er sich streng genommen dann als Bella in Männerform), Bellas Experimente mit ihren neugewonnenen Vampirfähigkeiten sind durchaus amüsant und erinnern (mit viel Großmut) an Szenen aus (besseren) Superheldenfilmen und -comics, in denen die jeweiligen Helden zum ersten Mal ihre Superkräfte erproben. Und trotzdem bin ich auf der letzten Seite des Buches dann verärgert … sogar verärgerter wie nach jedem Vorgängerband. Um genau zu sein: so verärgert, dass ich den Entschluss gefasst habe, diese überausführliche Analyse der Romane zu schreiben. Warum ist das so?

Ich hole mal etwas weiter aus: Ich mag das Ende von „Kill Bill – Volume 2“. Ich kenne viele, die davon enttäuscht waren, aber ich finde es in seiner ganzen antiklimatischen Sprödheit super. Jeder rechnet damit … nein …. verlangt, dass alles auf einen großen, spektakulären Kampf „Braut gegen Bill“ hinauslaufen muss. Die Tatsache, dass es dann „nur“ ein Gespräch und 5 schnelle Schläge sind, die Bills Ende besiegeln, mag zwar vergleichsweise lahm wirken, ist aber in mehrerlei Hinsicht großartig. Zum einen bin ich bis heute erstaunt, dass ich, nicht zuletzt durch dieses Gespräch und die Art und Weise wie Bill dann stirbt, mit einem Mal ein wenig traurig war, dass ich von diesem zuvor verhassten Charakter Abschied nehmen muss, zum anderen … wow … hat Tarantino Eier sowas wirklich durchzuziehen. Aber: Tarantino weiß, was er tut (zumindest meistens). Es mag etwas ausgelutscht klingen, aber man muss die Regeln erst einmal kennen, bevor man sie brechen kann.

Was hat das alles mit „Breaking Dawn“ zu tun? Zwei Dinge:

1. Das Buch ist antiklimatisch. Durchgehend. Immer und immer wieder.

2. Stephenie Meier kennt die Regeln offenbar immer noch nicht.

Und mit antiklimatisch meine ich antiklimatisch bis zur letzten Konsequenz. Ständig werden einem mögliche Probleme präsentiert, die sich allerdings quasi alle mehr oder weniger wie von selbst lösen. Es ist schlicht und ergreifend enttäuschend wie reibungslos alles in diesem Buch verläuft … also mit Ausnahme der Hochzeitsnacht natürlich (den Sex hat immer seine Konsequenzen, liebe Kinder). Hier eine lose Auflistung:

PROBLEM: An sich das Problem überhaupt: Edward oder Jacob? Und wie verhält sich der jeweils andere, wenn Bella sich endgültig entscheidet?

LÖSUNG: Sie entscheidet sich für Edward. Und das zu erwartende Eifersuchtsdrama? Das ist kein Problem! Yeah! Denn Jacob wird auf Bellas Tochter geprägt! Yea … äh … Urghs?

PROBLEM: Wenn Bella sich in einen Vampir verwandelt, wird sie für mindestens ein Jahr als gefährlicher Neugeborener die Erde unsicher machen. Sie stellt in dieser Zeit eine Gefahr für all jene dar, die sie liebt (also … zumindest für die Menschen unter diesen), nicht zuletzt auch für ihre eigene Tochter.

LÖSUNG: Bella hat sich von Anfang an im Griff ist. Alle wundern sich. Ist so.

PROBLEM: Bellas Vater, Charlie, könnte sich eventuell über die Veränderung seiner Tochter wundern. Auch dass er plötzlich Großvater einer rapide älter werdenden Enkelin ist, könnte ihn ein wenig überrumpeln.

LÖSUNG: Jacob verwandelt sich vor Charlies Augen in einen Wolf und lockt diesen so zu den Cullens. Es folgt dieses Gespräch (sinngemäß): Cullens: „Hey … pass mal auf: Bella hat sich ein wenig verändert. Und das da ist deine Enkelin. Das mag etwas seltsam sein, da die Hochzeit noch nicht allzu lange zurück liegt und Bella damals noch nicht schwanger war … aber sie wächst halt einfach etwas schneller wie man es so gewohnt ist. Am Besten stellst du einfach keine Fragen … als Sheriff dürfte dir das ja leicht fallen.“ – Charlie: „Hm … tja … okay.“

Bellas Mutter ist offenbar sowieso egal. Die wohnt ja nicht in Forks und ist so neben der Kappe, dass sie sich eh nicht über eine plötzlich auftauchende Enkelin wundern würde.

PROBLEM: Der absurd schnelle Alterungsprozess von Edwards und Bellas Tochter Renesmee bedeutet letzten Endes, dass diese auch sehr viel früher sterben wird. Es bleiben ihr allerhöchstens einige wenige Jahre.

LÖSUNG: Kurz vor Ende des Romans entdecken Alice und Jasper noch andere natürlich geborene Vampirkinder. Und durch diese erfahren wir, dass Vampirkinder nur eine gewisse Zeitlang schnell altern.  Nach ungefähr 7 Jahren wird sie ausgewachsen sein und von dann nicht älter werden. Praktisch: Dann ist sie in etwa gleichalt wie Jacob, der auch nicht altert, solange er ein Werwolf bleibt. Juhu!

PROBLEM: Das ist an sich kein Problem, aber Bellas lange erwartete Vampirfähigkeit ist ziemlich unspektakulär. Sie kann nun nicht nur sich selbst vor den Fähigkeiten anderer Vampire schützen, sondern auch andere. Ein Schutzschild quasi. Das mag zwar ganz praktisch sein, aber spektakulär ist etwas anderes.

LÖSUNG … ÄH … SICH DARAUS ERGEBENDES NEUES PROBLEM: Das, was wir anstelle eines vernünftigen Finales als finale Auseinandersetzung geboten bekommen, wird nicht unbedingt aufsehenerregender. Aber hey … wenigstens muss dank Bella niemand sterben. Naja … fast.

Das waren einige Beispiele dafür wie glatt und unaufgeregt die Handlung von BREAKING DAWN verläuft. Aber all das ist noch harmlos im Vergleich zu dem, was wir schließlich als großes Finale der Twilight-Saga geboten bekommen. Haltet euch fest! Oder besser: holt euch einen Kaffee, damit ihr bei der Auflösung nicht sanft entschlummert …

Man muss Stephenie Meyer zunächst einmal eines zu Gute halten (vor allem im Vergleich zu Band 1): das Finale kommt nicht aus heiterem Himmel, sondern wird erneut konsequent aufgebaut. Bella bekommt ein Kind … ein Vampirkind, welches auf den ersten Blick wie ein Kind aussieht, welches duch Biss verwandelt wurde. Diese sind laut Voltari-Gesetz verboten. Jeder der gegen dieses Gesetz verstößt wird mitsamt seiner Familie vernichtet.

Es kommt wie es kommen muss … die Voltari erfahren von Renesmee bevor Edward und Bella Gelegenheit hatten von deren natürlichen Produktion zu erzählen. Offenbar ist es auch sinnlos schnell mal in Italien vorbeizufliegen und die Sache zu klären, denn … hey … wenn die Voltari aus der Ferne ein Urteil gefällt haben, dann ist das endgültig. Die lassen dann nicht mehr mit sich reden. Vergiss es! Gott sei Dank begnügen sie sich allerdings auch nicht damit einfach mal schnell einen Henker vorbeizuschicken, um das Urteil zu vollstrecken … nein … sie kommen persönlich vorbei. Mit ihrem gesamten Hofstaat. Das hat einen gewaltigen Vorteil: es dauert eine Weile bis dieser zusammengerufen ist. Zeit, die die Cullens dafür nutzen können, ihrerseits Unterstützung in der Vampirgemeinschaft zu finden. Oder mit anderen Worten: die Cullens bauen ihre eigene kleine Vampirarmee auf. Nicht nur das … sie bekommen auch noch die Unterstützung des gesamten Werwolf-Gestaltwandler-Rudels. Wohoho … endlich wird es mal halbwegs großartig. Und dieses Mal werden wir nicht darum betrogen, denn Bella muss mitsamt Tochter bei der Konfrontation anwesend sein, in der Hoffnung die Voltari eventuell doch noch von der Wahrheit überzeugen zu können. Eine große Schlacht kündigt sich an. Vampire gegen Vampire gegen Werwölfe. Opfer! Drama! Action!

Oder …

… die beiden Gruppen treffen sich auf einer Lichtung, die jeweiligen Anführer treffen sich in der Mitte, reden kurz miteinander … man geht friedlich wieder auseinander.

Ernsthaft? Das war’s? Kein Kampf? Niemand, der sich heldenhaft opfert? Na gut … es stirbt jemand. Diese eine Freundin von den Cullens, die den Volturi gesteckt hat, dass es Renesmee gibt. Wie heißt sie noch? Die ist Mitglied der einen Familie da … aus Alaska. Na die Dingens da halt.

Ich könnte natürlich einfach schnell recherchieren wie der Namen der guten Dame lautet, aber darum geht es ja nicht. Der Punkt ist: die Gute ist mir vollkommen egal. Zwar liegt mir keine der Twilight-Figuren wirklich am Herzen, aber wenn beispielsweise ein Jacob sich geopfert hätte (oder wenigstens ein Sam oder ein Emmet) … das hätte zumindest einen kleinen Eindruck bei mir hinterlassen.

Man möge sich nur mal die Schlacht um Gondor im Twilight-Style vorstellen: die Armeen Mordors stehen vor Gondor, die Menschen verschanzen sich in der Stadt. Die Spannung, die in der Luft liegt, ist greifbar. Die Schlacht steht kurz bevor. Es wird Blut vergossen werden, nicht jeder wird überleben, die Existenz aller Figuren, die uns wichtig sind, steht auf der Kippe.

Dann: die Tore Gondors öffnen sich: Gandalf tritt hervor. Die Reihen der Orks lichten sich: der Hexenkönig stellt sich Gandalf. Sie treffen sich in der Mitte, ganz Mittelerde hält den Atem an. Und dann passiert es: Gandalf und der Hexenkönig plaudern ein wenig miteinander, schütteln die Hände, umarmen sich vielleicht noch kurz und kehren zu ihren jeweiligen Armeen zurück. Der Krieg um Mittelerde ist abgeblasen, man hat sich geeinigt. Juhu!

 lotr_finale
Viel besser wie eine große Schlacht (mit Olifanten!), tragischen Opfern und siegreichen Helden. Also … fast.

Aaaach … ich denke, viel mehr möchte ich dann nicht mehr dazu sagen. BREAKING DAWN hätte möglicherweise das beste Buch der Reihe werden können, es hat durchaus ein paar richtige Ansätze. Aber das Ende … das Ende … *seufz* Ich möchte allerdings nicht unerwähnt lassen, dass es durchaus eine Art Kampf gibt. Dieser wird allerdings rein psychisch ausgetragen. Während die Vampirhenkerzwillinge der Volturi versuchen die Cullenarmee mit ihren Fähigkeiten zu schwächen, schützt Bella diese mit ihrem Schutzschild. Ich bin wirklich gespannt wie das im Film umgesetzt wird … es liest sich bereits unspannend und visuell dürfte es auch nicht wirklich viel hergeben. Aber ich habe die (naja … nennen wir es) Hoffnung, dass die Filmemacher die Vorlage ein wenig aufpeppen. Haben sie bisher immer so gemacht, mit dem Ergebnis das bisher jeder Film besser war wie das jeweilige Buch. Was auch immer das heißt …

Aber genug.

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2 Antworten zu “Die „Bis(s)“-Bücher – Eine Analyse (2)”

  1. […] “Twilight”-Romananalyse (es bietet sich an vorher auch bereits Teil 1 und Teil 2 gelesen zu haben). Und wie es sich für ein großes Finale gehört, geht es dieses Mal um die […]

  2. […] habe ich mich entschlossen, meine Kritik in mehreren Teilen zu veröffentlichen (Teil 2 findet man hier und Teil 3 […]

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